Die zentrale Gestalt dieses bedeutenden Werkes Claudio Monteverdis ist Maria, die hochverehrte „Mutter Gottes“. In diesem Werk werden insgesamt fünf Psalmen verarbeitet. Einige Musikwissenschaftler und Theologen vertreten die Auffassung, dass die innovativen Concerti die heilsgeschichtliche Bedeutung Marias schildern.
Claudio Monteverdis Marienvesper setzt erstmals alle weltlichen Errungenschaften der „neuen“ Madrigalkunst und der modernen Opernmusik auf dem Gebiet der Kirchenmusik in Szene. Es war die Unzufriedenheit mit Monteverdis Stellung am Hofe von Mantua, die ihn dazu veranlasste, dieses gewagte Experiment sogleich im Druck erscheinen zu lassen und Papst Paul V. zu widmen. Eigens reiste er nach Rom, um dem Widmungsträger die Möglichkeiten der neuen Praxis selbst zu erklären. Dabei hatte er es nicht versäumt, demselben Band eine große Messe im alten Stil beizugeben. So mäßigte er das Wagnis, indem er anzeigte, dass es sich nicht um eine Revolution, sondern nur um eine versöhnliche Alternative zur alten Musikausübung – um eine seconda prattica – handelt. Trotz einiger Empfehlungsschreiben erhielt Monteverdi keine Audienz, und die Marienvesper erschien statt in Rom in Venedig.
Auch die zwei A-cappella-Kompositionen des jungen spanischen Komponisten Joan Magrané Figuera repräsentieren, wie Monteverdi zu seiner Zeit, eine Mischung aus „altem“ und „neuem“ Stil: Aufbauend auf Strukturen von Josquin Desprez, Orlando di Lasso und Claudio Monteverdi entwickelt Magrané eine originelle und faszinierende Tonsprache, in der jedes Werk ein kleiner Garten des Malers Hieronymus Bosch ist, unendliche Universen der Sinnlichkeit, Schönheit und Evolution.
Claudio Monteverdi: Vespro della Beata Vergine da concerto composta sopra canti firmi (Marienvesper)
Joan Magrané Figuera: O vos omnes, Come fontana piena
BERLINER CAPPELLA + lautten compagney BERLIN
Johanna Kaldewei, Susan Ellen Kirchesch, Yongbeom Kwon, Shimon Yoshida, Georg Drake, Felix Mischitz, Elias Arranz
Leitung: Sergi Gili Solé